Dieses Kribbeln im Bauch
Ich wache auf. Ziemlich früh, es ist noch nicht mal 6 Uhr. Eigentlich Zeit, sich noch mal umzudrehen, aber heute schlafe ich nicht wieder ein. Denn heute ist ein besonderer Tag.
Treffen mit Wilfried Bordasch
Einer der Fotografen in meinem FotoAuszeit-Team ist Wilfried. Wilfried ist Fotograf in Löhne und hat dort ein großes Fotostudio. Ein richtig großes Studio! Und er hat eine Wahnsinnsausstattung, was Licht und Kameras und sonstiges Zubehör angeht. Dazu hat er natürlich vor allem jede Menge Know-how, denn ohne das nützt auch die tollste Ausstattung gar nichts. Mit all dem fotografiert er sehr einfrucksvolle Porträts. Und er macht Produktfotografie, bei der man immer zwei oder drei Mal hinschauen muss und sich fragt, wie hat er das nun wieder hinbekommen?
Aber Wilfried ist fotografisch auch gerne auf den Straßen unterwegs. Und das nicht nur hier, nein, Wilfried fotografiert auf den Straßen überall auf der Welt. Was hat er mir schon alles erzählt von seinen Erlebnissen. Er weiß genau, in welchen Ländern sich die Menschen gerne fotografieren lassen und wo es eher problematisch ist. Erfahrung ohne Ende und viele, viele super Fotos.
Und genau deshalb ist Wilfried bei der FotoAuszeit. Seine besondere Art der Straßenfotografie wollen wir auch unseren Gästen näher bringen. Und deshalb haben wir uns heute verabredet.
In unserer Nachbarstadt Bielefeld gibt es einen sehr interessanten Wochenmarkt. Direkt nebenan ist eine kleine Kaffeebar, in der wir unseren Gästen Theorie vermitteln und uns nach der Veranstaltung die entstandenen Fotos anschauen können. Und beides, den Markt und die Bar, wollen wir uns heute anschauen, um zu entscheiden ob wir dort eine Veranstaltung anbieten wollen.
Auf in die große Stadt
Gegen kurz nach 9 Uhr mache ich mich auf den Weg. Als ich um 10 Uhr am vereinbarten Treffpunkt ankomme, ist Wilfried schon lange da. Schon seit einer halben Stunde ist er auf dem Markt und hat schon fleißig fotografiert. War ja klar.
Wir erkunden den Markt
Erstmal schauen, wie es hier so aussieht. Ich muss mir zunächst einen Eindruck verschaffen. Also ziehen wir gemeinsam über den Markt. Wilfried vorneweg und ich immer kurz dahinter, damit ich seinen Ansatz bei der Fotografie besser beobachten kann. Wilfried fotografiert mit einer Leica. Ich glaube, es ist nicht so wichtig, dass es eine Leica ist. Für Wilfried schon, er liebt seine Kamera. Aber für diese Art der Fotografie ist es wichtiger, dass es eine relativ kleine Kamera ist. Kein Riesenmonstrum mit einem dicken Teleobjektiv, dass die Leute eher verschreckt.
Und so ist auch Wilfrieds Fotografieansatz. Unauffällig, wie seine Kamera. Die ist immer bereit in seiner Hand und er selbst immer in Bewegung. Nicht hektisch, er schwimmt mit dem Strom. Sein Blick schweift von links nach rechts, er sieht eine interessante Szene, Klick. So geht es die ganze Zeit.
Dabei ist nichts Heimliches. Kein Mensch wird gegen seinen Willen fotografiert. Wilfried kommt sehr oft mit den Leuten ins Gespräch, fragt, ob er fotografieren darf, unterhält sich. “Danke für das Foto und einen schönen Tag noch”. Weiter geht’s.

Die Zeit verfliegt. Ruckzuck ist die erste Stunde rum und genauso schnell auch die zweite. Ich habe inzwischen auch mit dem Fotografieren begonnen. Wir haben schon jede Menge Fotos im sprichwörtlichen Kasten und ich denke, wir haben das Marktgeschehen schon ganz gut dokumentiert.
Vor allem aber sind wir immer wieder mit netten Menschen in Kontakt gekommen und haben tolle Gespräche gehabt. Mit der freundlichen Frau aus Griechenland, die hier das Olivenöl aus ihrer Heimat verkauft. Mit den beiden Damen von der Fischbude, die mir grinsend ihren Fisch in die Kamera halten. Und mit vielen anderen Menschen, die uns bemerken und uns interessiert fragen, was wir denn da eigentlich machen. “Sind sie von der Zeitung?” Nein, sind wir nicht. “Wir bereiten eine Veranstaltung vor.” “Ah, interessant.”

Irgendwann haben wir alle Fotos gemacht und machen uns wieder auf den Weg. Kaffeepause in der oben schon erwähnten Bar ist angesagt. Schön ist es dort, die Räumlichkeiten passen auch für uns, der Kaffee schmeckt gut und die Leute sind nett. So soll das sein.
Wilfried und ich verabschieden uns. Es war ein toller Vormittag und eins ist klar: Genau hier werden wir unsere Veranstaltung anbieten.
Und die Moral von der Geschicht
Von einem Magnum-Fotografen habe ich neulich gelesen “It’s not about the picture, it’s about the experience”. Oder zu deutsch: Es geht nicht um das Bild, es geht um die Erfahrung.
Das stimmt, das kann ich unterschreiben. Natürlich geht es immer auch um das Bild, erst recht für uns als Fotografen. Aber vor allem geht es um die Erfahrung. Wir haben an diesem Tag viele nette Menschen kennengelernt. Viele interessante Gespräche haben wir geführt, mal kürzer, mal länger. Und genau das macht es aus. Die Begegnung mit anderen Menschen. Vor allem deshalb war dieser Vormittag so eine hervorragend verbrachte Zeit.
Neben den Einsichten in Wilfrieds Art, zu fotografieren natürlich. Die für jeden Fotografen sehr inspirierend ist und von der man sich eine Menge abschauen kann. Und die wir demnächst unseren Gästen bei einer gemeinsamen Veranstaltung näher bringen wollen.
